Vor ein paar Tagen war ich zu einem Briefinggespräch eingeladen. Es ging um das Screendesign einer Website. Der potenzielle Kunde bat mich um einen groben Vorentwurf der Startseite, damit er sich das Konzept vorstellen könne, um dann den Auftrag zu erteilen. Er habe auch noch drei weitere Designer gebeten solche Vorentwürfe zu liefern. Da bekam ich schon ein bisschen ein unwohles Gefühl. Ich mag keine Pitches. Wenn jemand mit mir zusammenarbeiten möchte, dann soll er es ohne mich gegen Andere auszuspielen. So lässt sich schwer eine Vertrauensbasis aufbauen.
In diesem Moment ahne ich aber auch schon, wie es hier mit dem Finanziellen aussehen würde. Für einen kurzen Augenblick im Gespräch saß ich wirklich neben mir und fragte mich, soll ich das jetzt wirklich sagen? Und ich tat es, ich konnte es gar nicht anders: »Ich werde meinen Entwurf aber verrechnen.« waren meinen Worte. Darauf der Kunde: »Da werden Sie bei uns aber Pech haben, denn die anderen Mitbewerber machen es umsonst.« Ich wusste es! Dennoch antwortete ich drauf: »Aber ich verrechne meinen Entwurf. Es ist ja schließlich doch meine Zeit und Energie, die ich hier investiere. Ich schicke Ihnen mein Angebot und Sie können es sich ja dann überlegen.«
Ich weiß nicht, warum gerade in der Designbranche solche Methoden Gang und Gebe zu sein scheinen. Ich glaube in jeder anderen Branche würde man sich an den Kopf greifen und fragen, ob das wirklich ernst gemeint sei. Denn eigentlich ist es so, als ginge ich zu einem Tischler und sagte: »Ich hätte gerne, dass Sie mir Maßmöbel für meine komplette Wohnung anfertigen. Küche, eingebauter Wandschrank, Wohnzimmerregale, das komplette Paket. Aber damit ich mich entscheiden kann, ob Sie auch gute Arbeit leisten, hätte ich im Voraus gerene einen Küchenschrank angefertigt. Nur grob. Nur, damit ich mir was vorstellen kann. Wenn der passt, dann beauftrage ich den Rest und dann zahle ich auch erst.«
Ob mich der Tischler wegschicken würde? Denn so gesehen ist es eigentlich ziemlich dreist von jemand zu verlangen, einfach umsonst zu arbeiten. Ich Verstehe den Wunsch nach einem Vorentwurf ja noch, aber dass für den nichts bezahlt werden möchte? Und warum bitte machen es die ominösen anderen drei Designer umsonst? Zuviel Freizeit?
In diesem Moment war ich doch stolz auf mich, mich gewehrt zu haben. Das hätte ich vor einem Jahr noch nicht gemacht. Der coole Tischler-Vergleich oder überhaupt die guten Gegenantworten kommen leider immer erst im Nachhinein. Aber fürs nächste Mal bin ich jetzt vorbereitet. Denn im Grunde lässt es ich auf einen Satz runterbrechen: »Ich arbeite liebend gerne für Sie, nur würde ich auch sehr gerne dafür bezahlt werden.«
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