Vorgestern, am Dienstag, fand an meiner Uni zum zweiten Mal die „Lange Nacht des Entwerfens“ statt. Wie letztes Jahr wurden alle Jahrgänge und Studienrichtungen der gesamten Uni, also Grafikdesign, Innenarchitektur und der Foundation Kurs (das einjährige Vorstudium) in Gruppen eingeteilt, in denen jeweils jede Richtung und jeder Jahrgang vertreten werden sollte. Leider war der Ehrgeiz meiner mitstudierenden Kollegen nicht so groß und deshalb blieb ich der einzige Grafiker aus dem dritten Jahr. Auch wenige Innenarchitekten waren da und die Grafiker des zweiten Jahres nur etwa mit fünf Personen vertreten.
Letztes Jahr war die Aufgabenstellung eine Souvenir für die Stadt St. Pölten zu finden, dieses Jahr sollten zwei Trophäen entworfen werden – eine für Helios, den niederösterreichischen Energieeffizienzpreis der WKNÖ, der dieses Jahr zum ersten Mal verliehen wird und eine für den WIFI-Wein-Award, der den besten Wein des WIFI-Weinfrühlings auszeichnet. Nach dem Briefing ging es um 9.30 Uhr an die Gruppeneinteilung oder besser gesagt, die Gruppe zu finden, in die man eingeteilt wurde. Ich entdeckte nach längerem Umherirren schließlich meine Gruppe, Nummer 7, bestehend aus den drei Foundation-Leuten Agnes, Maria und David und den drei Innenarchitektinnen im ersten Jahr Magdalena, Christina und Betina. Grafiker waren für viele andere übrigens so selten wie ein Tropfen Wasser in der Wüste, da eben nicht sehr viele kommen wollten.
Warum ich mir die Mühe gemacht habe und 10,70 € für die einstündige Busfahrt (kranker Wahnsinns-Preis) von Baden nach St. Pölten investiert habe und nicht einfach zuhaus geblieben bin, wenn eh kein anderer fährt? Theoretisch war ja Anwesenheitspflicht, was auf meiner Uni aber nicht allzu viel mehr bedeutet (besonders nicht mehr für die höheren Semester). Nein, ich fand’s letztes Jahr so inspirierend und interessant sich mit anderen Leuten, die man sonst auf der Uni kaum trifft, in einer Gruppe zusammenzuwerfen. Vor allem die Kombination aus Grafikern, Innenarchitekten und Foundationkurslern ist reizvoll, denn alle Zweige gehen an die Aufgaben unterschiedlich heran. Außerdem mag ich’s einfach im Team zu arbeiten, wenn die Mitgliederanzahl noch überschaubar beliebt, denn so kann man Ideen entwickeln, auf die ein einzelner nur schwer kommen würde.
Die Gruppenarbeit selbst ging dann sehr gut voran. Von 10 bis 18 Uhr hatten wir Zeit drei Entwürfe zu jeweils beiden Trophäe zu machen und sie dann vor allen in der Werkstatt unten zu präsentieren. Zum Glück hatte ich schon letztes Jahr Wissen vermittelt bekommen, was Kreativitätstechniken und Teamarbeit betrifft, was sehr geholfen hat effizient und lustig zusammenzuarbeiten. Wir haben ziemlich hart an brauchbaren Zielformulierungen gearbeitet, die unsere Köpfe zum Rauchen brachten. So nahmen wir für den Energiepreis: „Wie können wir darstellen, dass Helios für Kreislauf steht?“ und für „Die Spitze des Weinbergs“ (ein herrlicher Name, denn WIFI-Wein-Award wurde gleich einmal wegen der schweren Aussprache von uns verbannt) „Wie können wir die Spitze des Weinbergs als Auszeichnung darstellen?“.
Mit dieser Herangehensweise waren wir nach vielem Überlegen, Blödeln und einem Red Bull für mich schließlich um 15 Uhr soweit mit den Ausführungen zu starten. Helios wurde einerseits mit einem Logo von David aus dem Foundation Kurs dargestellt, das dann mit einer Trophäe, die für Effizienz und Kreislauf stehendes geschossenes Fieberglaskabel zeigt. Unser zweiter Entwurf war ein Kreisel aus Glas, da man ja selbst Impulse zum Energiesparen setzen muss. Dieser sollte dann auch auf kreisförmigen Holzschiene drehbar sein, oder in der Mitte positionierbar. Die Spitze des Weinberges verkörperten wir mit transparenten Plexiglasstäben, die zeltähnlich zu einer Spitz zusammenführen und sich oben in Kelchform wieder trennen, wobei je ein Stab in rot und einer in weiß gehalten ist. Der weitere Entwurf war unsere lustige Plakette, die den Niederösterreichbezug verdeutlichen sollte.
Die Präsentation begann dann schließlich um 18.30 Uhr und zeigte die vielen Ideen der insgesamt ca. 20 Gruppen. Natürlich waren die meisten Entwürfe einfach noch unausgereift, es ging ja vorwiegend um den Gedanken dahinter. Man konnte schon einige originelle und auch witzige Möglichkeiten entdecken, doch ich glaube auch aufgrund des Fehlens der erfahreneren Leute, litten die Darstellungen, sowie die Abwechslung der Entwürfe etwas. Es kam fast in jeder Gruppe für den WIFI-Wein-Award eine Art Karaffe oder irgendetwas aus Glas mit eingeschlossenem Weiß- oder Rotwein vor. Helios wurde sehr oft mit Sonne oder den vier Elementen verbunden, was einfach nach ein paar Präsentationen nicht mehr so spannend erschien.
Im Großen und Ganzen war es ein sehr schöner Tag, der mich mit total lieben Leuten in Kontakt brachte, die ich sonst eben nicht kennengelernt hätte. Dieses Jahr war es ja leider mein letztes Mal an der Uni, ein bisschen Schade. Wir hatten wirklich Spaß in der Gruppe und vielleicht wird ja eine unserer Ideen ausgewählt, um sie dann von dem Kunden präsentieren zu können. Wenn dazu kommt, werden wir unsere Rohentwürfe natürlich noch überarbeiten, aber ich finde es einfach erstaunlich, was wir, vor allem konzeptionell, in nur acht Stunden hinbekommen haben.
Schreibe einen Kommentar