Die Sprache ist tot, nur eins der sieben Leben und feiern

Gestern, als meine Schwester Yasmin und ich am Westbahnhof auf den Zug warteten, fiel mir vorm Libro spontan eine lustige Idee ein. Sie sollte einfach willkürlich Absätze aus ein paar der billigen Schundbüchern, die dort herumlagen, vorlesen, während ich ihre Worte mit dem Handy aufnahm. Ich hab das jetzt abgeschrieben und optisch zu einer Geschichte verknüpft. Enthalten sind Grammatik-, Rechtschreibfehler und jeden Menge Zusammenhanglosigkeit. Dennoch gibt es einige wirklich witzige Wendungen in diesem Text und es war auch sehr lustig ihn aufzunehmen. Am besten gefallen mir ja die undeutlich Stellen, bei denen ich einfach geraten haben, was das heißen könnte und die jetzt im Text völlig sinnfrei stehen. Ich freu mich schon darauf mich ein bisschen mit dem Material zu beschäftigen und zu sehen, wo es mich hinführt.

Yasmin liest

Es waren ihre Körper die sich gegen alle Vernunft aufeinander zu bewegten um sich schließlich in einem wilden aber kaischen Rausch zu verbinden. Jede Nacht entweihte sie das Ehebett. Irl genoss es mit Jonathan, dem verschlossenen Mann, von Tag zu Tag zutraulicher zu werden.
Es war der letzte Tag vor Leonhards Rückkehr. Sie saßen auf der Terrasse, die Sonne flirrte durch das Blätterwerk des Kirschbaums, die Vögel sangen sehnsüchtig süß. Da setzte Jonathan zu einer schüchternen Liebeserklärung an: „Ich habe mich seit Jahren nicht mehr so wohl gefühlt“, sagte er und dann mit einem Ruck: „Nach einem Monat ließ ich bereits vier Kugeln mühsam los zwischen den Fingern meiner linken Hand erscheinen, nach einem weiteren Monat konnte ich deshalb mit der rechten Hand, die mir indessen größere Schwierigkeiten bereiten als die Linke. Das Schwierigste indessen stand noch bevor, das Jonglieren. Hier half kein Requist mehr, hier zählte nur noch das Ballgefühl.“
„Und Nancy?“
„Kommt nächstes Mal.“
„Conny ist allein gefahren?“
„Auch nicht.“ Glenda drückte näher an die Öffnung der Glasscheibe heran, durch die wir miteinander sprechen konnten. „Wer?“ – „Violett McClain.“ Ich erwartete, dass Glenda aus dem Raum stürmte, aber sie blieb sitzen. Ausgerechnet Violett, die, die erste, die ich im Knast sitzt.
„Ich habe sie nicht eingeladen.“
„Hast du dich geweigert mit ihr zu sprechen?“
„Verbote locken nur die Kinder, die Völker, denen man etwas verbietet, trotzdem zu tun, aber zumindest daran zu deuten.“
Weise Gesetzgeber gründen deshalb nicht etwa ein Verfassungsgericht, wenn sie ihrem Volk Gesetz und Verfassung gegeben hatten, sondern der Weg der sich launig an der Meeresküste schlängelt, führt von Melbeck nach Glisstow, durchquerte einen Kieferwald und machte einige Umwege, bevor er die Anhöhe überwindete, die den kleinen Fischhafen beherrscht.
Es war dunkel. Er scheint eine derartige Sauklaue gehabt zu haben, dass es fast unmöglich war seine Urteile zu entziffern. In der Tat wurde Roy Willson Richter in Simbaway allein aufgrund seiner unleserlichen Handschrift seines Amtes enthoben.
„Klar“, sagte der wütende Beamte ade gegenüber der Nachrichtenagentur. „Tiana, es stimmt schon, dass ich nicht besonders leserlich schreibe, dass ich aber deswegen den Talar ausziehen soll?“ – „Die Sprache ist tot, nur eins der sieben Leben und feiern.“ Frau Schröder setzte sich an einen Tisch und sagte sie finde dieses Gedicht wohl nicht gut. Ich bestätigte ihr das, aber höflich. „Kommen Sie doch morgen um Vier noch mal, da haben wir noch geschlossen. Wir können Ihnen manches erzählen.“
„Die Schnitzel am Besten gleich vom Metzger flach klopfen lassen. Pilze sorgfältig putzen und falls nötig waschen. Zu spitze müssen meistens nicht gewaschen werden. Durch waschen geht leider viel vom zarten Aroma verloren. Die Pilze grob hacken.“

Was ich zu erzählen hatte kam nicht durch. Und doch, diese dicken, deutschen Honoraritoren, wie der evangelische, der fromme Gymnasiallehrer, der mit dem Kirchenrat des Dorfes vorstand und so oft zum Tee kam, die konnten nur allerlei miterlebt und mitgemacht haben. Er war spitzbäuchig und mit dicker Hornbrille versehen. Es ging.

Für alle, die das auch gesprochen in miserabler Tonqualität hören wollen, hier ist die Audiodatei (wav, 3,21 MB, 3:30 Minuten).


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  1. Ich habe deine Zeilen nur überflogen, aber der Satz „Was ich vorher in Filmen für kitschig und banal hielt wurde…

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