Hochzeitseinladungen binden – 2 Tage Handarbeit für 50 Unikate

Letzten Freitag war es nach dem vielen Vorbereiten, Entwerfen und Planen endlich soweit: die Hochzeitseinladungen wurden gebunden. Aber nicht irgendwie, sondern richtig aufwendig und edel als ein kleine Märchenbücher mit goldenem Siegel zur Krönung.

Fertig veredelt

Als ich vor etwa fünf Wochen überlegte, wie man die Einladungen denn produzieren könnte, dachte ich, es wäre schön, wenn sie als richtiges kleines Märchenbuch daher käme. Mit allem was dazugehört: einem fester Umschlag, echtem Leinen, mit Nadel und Faden gebunden. Aufwändig aber machbar. Schließlich sollten es nur etwa 35 Stück werden. Ich erzählte der zukünftigen Braut Heidi von der Idee und sie war sofort begeistert, auch wenn das genauso viel Einsatz von ihrer Seite bedeuten würde. Doch bis zu den fertigen Schmuckstücken war es noch ein weiter Weg …

Die Planung

Ich habe schon seit zwei Jahren kein Buch mehr gebunden. Das letzte und erste Mal war auf der Uni bei einem eintägigen Workshop mit der großartigen Charlotte Karner. Um mein Wissen wieder aufzufrischen und die richtige Vorgehensweise zu finden, bastelte ich insgesamt vier Dummies. Eine unglaublich große Hilfe war mir Mentor und Heimwerkerkönig Michael. Zuerst riet er mir angesichts des Aufwandes und der großen Menge fast davon ab, doch die Idee hatte sich schon zu sehr in meinem Kopf verankert. So überlegten wir, wie man das ganze am effizientesten über die Bühne bringen könnte.

Einige klassische Materialien wurden dabei ersetzt: aus dem Leim wurde doppelseitiges Klebeband, aus dem Karton für den Umschlag wurde Polystyrol. Ohne Michaels Materialwissen wäre ich wohl nie auf solche Einfälle gekommen. Jetzt musste nur noch der Arbeitsablauf genau geplant werden, die Materialmenge berechnet und die Einkaufsliste geschrieben werden. Im ausgewählten Fachhandel besorgten Heidi und ich dann letzten Freitag alles nötige. Den Druck des Inhalts übernahmen die Druckerwerker mit gewohnter Hingabe und Qualität auf dem wunderschönen Papier Tintoretto Crema von Fedrigoni.

Sortierte, gefaltete Druckbögen

Die Vorbereitung

Plötzlich war der Samstag da. Der harte Kern der Handarbeiter bestand aus der holden Heidelinde, meiner Birgit und mir. Zeitweise unterstützten uns noch Julia, Hannes, Uschi und Margit. Danke nochmal an dieser Stelle für euer Engagement! Als erstes mussten alle Einzelteile für die nun doch 50 Einladungen bereit gemacht werden. 7 m² Klebefolie, 4 m² Buchbinderleinen, 3 m² Polystyrol und 350 Druckbögen warteten darauf zusammengeklebt, zugeschnitten, perforiert oder gefaltet zu werden.

Leinen und Klebefolie verbinden Julia vor dem Flazen Vorbereitung Rückestreifen zuschneiden Klebefolie zuschneiden

Die Umschläge …

… zu produzieren war wie erwartet am aufwändigsten. Für ein Stück brauchte man ca. zehn Minuten. Zuerst mussten die Platten am Leinen positioniert und festgeklebt werden, dann mussten die Ecken abgeschnitten und die Kante umgebogen werden. Abschließend wurde der Rückenstreifen herausgearbeitet und die eine Hälfte der Innenseite kaschiert. In diesem kleinen Video sieht man die Arbeitsschritte für ein Exemplar in Zeitraffer:

Einbände bastelnRückenstreifen herausarbeitenPositionierung überprüfenZauberhaftes Leinen

Den Kern binden

Am nächsten Tag ging es dann mit dem eigentlichen Inhalt los. Gefaltet und vorbereitet waren die Druckbögen schon. Zuerst wurden alle Seiten sortiert, danach mit einer Ahle gelocht und mit Nadel und Faden gebunden. Um die stufenweise nach außen verdrängten Blätter an der Kante wieder auszugleichen, wurde der fertig gebundene Innenteil mit einem so genannten Kopfschnitt begradigt.

Nadel, Faden und viel HingabeZum Abschluss gut festknotenVorsichtig durchfädelnGenau anlegen

Den Einband mit dem Kern verbinden

Als nächstes wurde der fertige Kern mit dem Einband wieder mittels doppelseitiger Klebefolie zusammengefügt. Das Binde und Fertigstellen dauerte dabei pro Exemplar wie beim Produzieren eines Umschlages etwa zehn Minuten. Die einzelnen Arbeitsschritte in Windeseile gib es hier zu sehen:

Zum krönende Abschluss …

… bekam jedes Exemplar noch eine persönliche, kalligrafische Widmung und wurde mit dem edlen Siegel am Umschlag verziert. Nun treten die Unikate ihre Reise an und erfreuen hoffentlich ihre Empfänger. Pro Stück ist eine Arbeitszeit von 35 Minuten angefallen und im Nachhinein kann ich es irgendwie noch gar nicht glauben, dass wir wirklich fertig sind, dass wir das überhaupt alles gemacht haben.

Widmungen schreibenFür das edle Paar …
Ein Stapel voller Arbeit Siegelwachs auftragenPetschaft festdrücken

Wer mehr Fotos vom Entstehungsprozess sehen möchte, findet diese auf hier auf Flickr. Demnächst werde ich noch ein paar Fotos vom eigentlichen Endprodukt machen und online stellen. Bis dahin muss sich aber der Muskelkater in den Findern und Armen noch legen …


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  1. Ich habe deine Zeilen nur überflogen, aber der Satz „Was ich vorher in Filmen für kitschig und banal hielt wurde…

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