Baden hat seit gestern mit dem Cinema Paradiso im ehemaligen Beethoven Kino wieder einen Ort an dem Film gespielt wird – anspruchsvoller Film. Für mich wird damit ein langjähriger Traum wahr, denn mit dem Beethoven Kino verbindet mich einiges.
Rückblick
Vor mittlerweile über fünf Jahren schloss ich mein Studium an der New Design University St. Pölten ab. Als Diplomarbeit wählte ich die fiktive Neugestaltung meines Heimatkinos, des Beethoven Kinos in Baden. Vorbild für die gelungene Revitalisierung eines Stadtkinos war damals für mich das Cinema Paradiso in St. Pölten. Ich habe dort einige Zeit verbracht, mit Leuten geredet und mich für deren Konzept begeistert. Ich habe mir so sehr gewünscht, dass aus meinem geliebten Beethoven Kino auch so ein Programmkino wird, das Film als Kulturgut feiert, Konzerte und andere Veranstaltungen bietet.
In meinem Design und Konzept habe ich dies dann realisiert, doch in der Realität war das damals nicht möglich. Die Constantin Film-Holding (u.a. Besitzer der Cineplexx Kinos) war seit den 1970ern Pächter des Kinos und hatte wenig Interesse mehr aus dem Standort heraus zu holen. Es wurde gegen Ende eher lieblos bespielt, das Beethoven war eher ein Mitläufer, auch wenn sich das Team vor Ort sehr engagierte. Ein kurzer Aufschwung kam noch, als es vor zwei Jahren digitalisiert wurde, doch am 6. Jänner 2013 schloss das letzte noch betriebene Kino in Baden. Ich war tief traurig. Schließlich bin ich mit dem Beethoven aufgewachsen und habe diesen Ort und seine Geschichte während meiner Diplomarbeit noch intensiver kennen und lieben gelernt.
Der Traum wird wahr
Umso glücklicher war ich, als vor ein paar Monaten verkündet wurde, dass das Kino wieder eröffnet wird – als Cinema Paradiso Baden. Da ich direkt neben dem Kino wohne konnte ich die Bauarbeiten gut mitverfolgen. Bis zur letzten Minuten wurde gearbeitet, sodass bei der Eröffnungsfeier mit einem Konzert von Richard Galliano noch der Geruch fischen Lacks in der Luft lag.
Das Kino wurde grundlegend saniert – es gibt nun eine Bar, das Foyer und die Front wurden unter anderem erneuert. Auch die Bestuhlung wurde mit Kopflehnen und Getränkehaltern aufgewertet. Und dennoch, es fühlt sich an wie mein altes Beethoven, wenn man im Saal sitzt, das opulente rote Stoffmuster betrachtet und die etwas versteckte Beethovenbüste über der Leinwand auf einen herabblickt. Es ist immer noch das Kino in dem ich aufgewachsen bin, nur jetzt wieder mit Leben, Liebe und Ehrgeiz gefüllt.
Dass mein grafisches Konzept keine Anwendung finden wird (eine potenzielle Pächterin wollte dies damals übernehmen) ist ein geringer Preis dafür, welch Bereicherung das Cinema Paradiso für Baden sein wird. Ich bin einfach glücklich und freue ich mich auf viele aufregende Stunden in meinem neuen zweiten Wohnzimmer.
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