Das Wort Werbung allein ist ja auch schon irgendwie negativ behaftet. Da denkt man am penetrantes Gebrüll aus dem Radio, von Reklame vollgestopfte Briefkästen oder lästige Unterbrechungen während eines guten Films. Aber eigentlich sind es drei wirkliche Gründe, weshalb ich ein Problem mit der Bezeichnung habe:
1. Meine Wirtschaftskammer-Fachgruppe
Der WKO-Fachverband Werbung und Marktkommunikation vertritt meine Anliegen in der Wirtschaftskammer. Als ich mir einen Gewerbeschein für »Werbegrafik-Design« geholt habe, musste ich ihr zwangsläufig beitreten. Schon am wunderbaren Schriftzug des Werbemonitors (so auch der Name der monatlichen Terrorzeitschrift) erkennt man, wie viel Feingefühl die Fachgruppe für ihr Fach hat. Aus Niederösterreich kommt dann auch noch von der Seite der alljährliche Werbepreis, der Goldene Hahn, für den ich letztes Jahr zweimal nominiert war. Leider waren die meisten anderen Mitstreiter der gesamten Veranstaltung wenig beeindruckend und so habe ich mich fast geschämt dabei zu sein.
2. Werbeagenturen
Damit meine ich nicht Design-Agenturen, sondern so wirkliche Werbeagenturen. Ich mag den Gedanken nicht ein Rädchen in einer Maschine zu sein. Ich möchte direkten Kontakt zu den Kunden haben und ich möchte Kunden begleiten und beraten können. Ich will keine zehn Entwürfe per Mail schicken und dann Nr. 2 mit Nr. 8 kombinieren. Vielleicht sind meine Vorstellungen da auch ein bisschen verdreht, aber sie beschreiben das, was sich in einem kurzen Praktikum zumindest so angefühlt hat.
3. Wer ist der Werber?
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Diese TV-Spots geben mir jetzt einfach den Rest. Denn für mich funktionieren sie aus einem einfachen Grund nicht: sie verstärken eher noch das Klischee als es zu entkräften. Wer behauptet denn, dass die so genannten »Werber« keine Menschen seien? Dass sie abgehobene Götter seien? Es ist nie der herausgeputzte, schmierige Typ. Aber die meisten Personen, die sich dann outen wirken trotzdem irgendwie abgehoben oder arrogant. Davon abgesehen kann ich diese (wahrscheinlich irgendwelche deutschsprachigen 80er-Jahre-Krimis, die ich nie gesehen habe, imitierende) widerliche Typo nicht ausstehen. Was will man überhaupt mit der Kampagne bewirken? Ich glaube man hätte die österreichische Kreativszene auch etwas anders vorstellen können, als mit Klischees.
So, aber was bin ich dann, wenn ich weder Werber noch Mensch bin? Im Moment bezeichne ich das, was ich tue als Kommunikationsdesign. Für mich ist das jetzt der richtige Begriff. Früher war’s Grafik-Design, doch das ist mir irgendwie zu eng geworden. Also wer weiß, wie ich mich in ein paar Jahren nennen werde?
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