Ich habe wieder einmal Lust ein bisschen darüber zu schreiben, was mich gerade beschäftigt. Sonst bin ich ja immer recht zurückhaltend was aktuelle Projekte betrifft, weil ich nicht mein Pulver schon im Vorhinein verschießen möchte. Aber immer so lange zu warten, bis endlich etwas online kommen kann, macht mich auch nicht fröhlich.
Da ich ja bald mit meinem Studium fertig bin und eigentlich nur noch die praktische Diplomarbeit zu erledigen ist, setzte ich neben ein paar Kundenprojekten, meinen Hauptfokus darauf. Ich habe mir als Objekt meiner Neugierde das Beethoven Kino Baden direkt in der Fußgängerzone neben meiner Wohnung ausgesucht. Das Kino gehört bereits seit 1971 zu Constantin, denen auch die bekannten Kinokette Cineplexx gehört. Doch vor der Constantin war das Beethoven Kino ein Privatkino. Beeindruckend ist vor allem, dass dieses Gebäude bereits seit 80 Jahren, so wie es erschaffen wurde immer ein Kino und so auch ein fester Teil von Baden war. Ein schöner und ergreifender Gedanke, als, dass der UCI-Betonklotz schon seit wunderbaren 12 Jahren existiert.
Aber nun zur Situation des Beethoven Kinos: wie allen Stadtkinos geht’s ihm nicht wirklich gut. Seitdem das UCI in der nahen SCS eröffnet hatte, frisst es den Besucherstrom weg, was soviel heißt wie: jeder der aus Baden rauskommt macht es auch, um in Wien oder in der SCS ins Kino zu gehen. Das hat mehre Gründe, aber vor allem, dass das Beethoven Kino einfach auch nicht mehr so komfortabel ist wie die neuen Kino-Centren. So erschreckt mit aber der Gedanke daran, dass es irgendwann keine Stadtkinos mehr geben wird und wir nur noch in Multiplex-Kinos sitzen können. Nicht, dass es nicht auch einige Stadtkinos verdient hätten geschlossen zu werden, weil sie sich einfach keine Mühe mehr geben, sie bleiben aber dennoch ein Teil unserer Stadtkultur.
Ich möchte nun in meiner Diplomarbeit zeigen, dass man mit Einfallsreichtum, einem lebendigen Konzept und einer ansprechenden grafischen Gestaltung etwas tot gelaubtes wieder zum Leben erwecken könnte. Das schließt auch eine fiktionale Neupositionierung des Kinos mitein, vor allem das Programm betreffend: weg von den wirklichen Mainstream-Blockbustern (die bekommt man woanders eh viel besser), hin zu etwas anspruchsvollerem Film, der im Kino aber wirklich geschätzt, gelebt und zelebriert wird. Auf Realisierbarkeit von Seiten des Kinos lege ich es nicht an, denn ich glaub das Beethoven Kino läuft für die Constantin eher nur irgendwie mit.
Mein Arbeitsprozess war nun so, dass ich in erster Linie einmal ganz viele Kultkinos in Wien besucht, mit Leuten über das Beethoven Kino gesprochen und ein neues mögliches Konzept erarbeitet habe. Nun, wo ca. die Halbzeit meiner Diplombetreuung angeborchen ist, ist es Zeit die vielen Ideen konkret zu visualisieren. Als erstes kommt da einmal ein Logo in Frage. Der Grundgedanken für mich ist aus dem Kino wieder einen sozialen Ort zu machen, an dem man einander begegnet und eine tolle Zeit in einer anderen Welt verbringt. Meine endlosen Skizzen und Ideen führten mich dann irgendwann immer zu dem einen Ansatz: das Kino muss einen Raum für Begegnung schaffen.
Aber wodurch wird Raum definiert? Durch Grenzen. Denn diese Limitation macht ihn erst zu etwas eigenem, etwas besonderem. In diesem Raum kann man dann Inhalte gezielt inszenieren und macht sie so zu etwas besonderem. Die Mainstream-Unterhaltung verlagert sich immer mehr in den privaten Bereich, also muss das Kino durch besondere Aktionen, Begegnungsmöglichkeiten und einem besonderen Flair die Leute neugierig machen und anziehen. Es muss ihnen auch eine Mehrwert neben dem Film bieten können, es muss etwas dahinter stecken. Ich glaub nur so könnte es auf Dauer überleben. Das Kino schafft Raum, das Kino ist Raum für Film, für Begegnung für Leben.
Die hier immer zwischendurch gezeigten Skizzen und Überlegungen haben mich jetzt über die letzten zwei Wochen begleitet. Gestern habe ich mich dann festgelegt für eine Lösung. Nein, es ist keine der oben gezeigten, aber die Ansätze sind schon immer da gewesen. Noch muss ich an den Feinheiten schleifen – Farbe, Schrift, Positionierung. Aber sonst fühle ich mich mit dieser Richtung wohl. Mein Ansatz hier: Weniger Logo mehr Bildsprache!
Wenn es darum geht ein Corporate Design zu gestalten ist das immer ein längerer, sich entwickelnder Prozess. Für mich ist es wie auf der Suche nach Öl. Man überlegt wo, dann gräbt und gräbt man und folgt seinem Gefühl. Dabei muss man aber den Mut haben sich zu entscheiden und dann mit dieser Entscheidung weiterzugehen. Das mach ich jetzt. Sobald diese getan und in den ersten Anwendungsversuchen fixiert ist, gibt’s was konkretes zu sehen.
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