Jost Hochuli – Bauhaus, Zürich, Basel – und einiges daneben
Der Tag begann mit einem wunderbaren Vortrag der alten Schule vom Schweizer Jost Hochuli, den ich wegen diesem großartigen Werk bereits kannte und schätze. Ich wusste nicht, wie scharf und tief damals der Konflikt zwischen Helvetica-Schöpfer Max Miedinger und Typografie-Veteran Jan Tschichold in den 50er- und 60er-Jahren war. Ein spannendes Detail zur Historie: erst die Entwicklung von Adrian Frutigers Univers trieb die Haas’sche Schriftgießerei zur Gestaltung der Helvetica.
Heiko Scherer – Storytelling auf dem Tablet
Ein eher technischer aber dafür sehr informativer Vortrag von Heiko Scherer. Hier ein paar Essenzen:
- App-Downloads sind nicht gleich User, denn mit dem Runterladen ist man schnell, ob man die App dann auch regelmäßig verwendet, ist eine andere Sache.
- Das iPad ist der erste „Lean-Back-PC“
- SoLoMo – Social, Local, Mobile als wichtigstes Thema für die nächsten Jahre
- Die InDesign-Export-Funktion fürs iPad ist auf Dauer (auch wegen der enormen Dateigröße) nicht wirklich das Gelbe vom Ei.
Heike Nehl & Sibylle Schlaich – Global Shift und wegweisende Identitäten
Heike Nehl und Sibylle Schlaich von Moniteurs hielten einen wunderschön vorbereiteten Vortrag über die Gestaltung des Orientierungssystems des sich gerade im Bau befindenden Flughafens Berlin Brandenburg. Dabei holten sie richtig weit aus. Zuerst zeigten sie die Ursprünge der Flughafengeschichte mit samt der Beschilderung, um dann schließlich ihre Lösung für den neuen Flughafen vorzustellen. Auch wenn die Präsentation wunderbar vorbereitet war und die Beispiele sehr gelungen, spürte man leider die starke Nervosität der Vortragenden. Und das drückte die Atmosphäre doch ziemlich.
Martin & Thomas Poschauko – Nea Machina
Mein persönlicher Höhepunkt der Typo 2011. Die beiden bayrischen Brüder Martin und Thomas Poschauko haben innerhalb von fünf Monaten aus einem Protraitfoto und dem Wort Nea Machina über 1.000 Gestaltungsvariationen geschaffen und den Weg zu vielen davon transparent in ihrem Buch dokumentiert. Sie wollten wissen, wie sie kreativ funktionieren und haben dabei ihre Fähigkeiten erweitert. Dieser Vortrag war somit natürlich unglaublich wertvoll für meine geplante Entwicklungszeit.
Hier ein paar Essenzen daraus:
- Mut haben der persönlichen Wahrnehmung nachzugehen und diese in Gestaltung zu transferieren. Nur so kann man sie auch anderen ersichtlich machen.
- Werkzeugwechsel schafft Perspektivenwechsel.
- Kopf, Bauchgefühl, Hand und Computer arbeiten nicht gegeneinander, sie ergänzen einander.
- Lass dir helfen vom Material, von deiner Umgebung und von anderen.
Das Schönste aus diesem Vortrag war für mich die Erkenntnis, dass sich die Photoshop und die Bastelwelt großartig ergänzen können. Es gibt nicht dieses dogmatische Handmade vs. Computermade. Es gibt alles auf einmal.
Markus Hanzer – Schöpfungsgeschichten
Wie bei Robert Reuß war die Vorlesung der Vortrag von Markus Hanzer sehr kopflastige. Der Kontrast zu den lebendigen Poschauko-Brüdern war so natürlich enorm und ich habe bestimmt nur dreißig Prozent des Inhaltes verarbeiten können. Dennoch hat mir der Vortrag sehr gut gefallen und gerne hätte ich über jeden Satz noch etwas länger nachdenken wollen. Besonders interessant für mich war der Satz „Kultur muss sich jede Generation neu aneignen“.
Mein Fazit vom zweiten Tag
Großartig! Eine ausgewogenen Mischung zwischen Designtheorie, Typografie, Tablet, ein schöner Schwerpunkt auf Orientierungssysteme und wundervolle Inspiration von Martin und Thomas Poschauko. Ich werde hart daran arbeiten die in mir ausgelöste Motivation und Neugierde so gut wie möglich bis zum 12. Juli 2011 zu halten. Denn für dieses Datum ist meine Entwicklungszeit angesetzt. Danke für diesen tollen Tag!
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