Mit Baby verreisen, Teil 2: Im Camper durch die USA und Kanada

Wir sind endlich mit unserer neun Monate alten Babytochter Nila unterwegs. Vier Wochen mit dem Camper unterwegs im Osten der USA und Kanada. Hier erzähle ich wie der Hinflug mit Baby war, wie ein durchschnittlicher Tag unterwegs aussah, wie es mit Babynahrung und längeren Autofahrten klappte und wie wir uns in einigen kalten Nächten vorm Frieren bewahrten.

Fliegen mit Baby

Der etwa zehnstündige Hinflug von Wien nach New Ark stellte sich als problemlos heraus. Mit dem Buggy sind wir bis zum Flugzeug gefahren, danach wurde er verstaut und nach der Landung am Gate wieder ausgehändigt. Im Flugzeug selbst hatten wir einen Platz ganz vorne reserviert, wo ein Babybasket befestigt werden kann. Diesen haben wir aber nicht genutzt, da der Flug nicht ausgebucht war. Nila bekam einen eigenen Sitz und hat dort zwischendurch immer wieder in der von uns mitgebrachten Maxi Cosi Babyschale geschlafen. Für Start und Landung musste sie aber am Schoss sitzen, mit einem extra Gurt, der an unserem befestigt war. Aus Sicherheitsgründen konnte sie leider nicht im Flugzeug am Boden krabbeln oder sitzen. Wir haben sie deshalb einfach oft getragen oder mit ihr im Maxi Cosi gespielt. Dabei war die ganze Zeit das Austrian-Personal sehr engagiert und umsorgend.

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Beim Babyessen im Flugzeug haben wir uns auf die Fluglinie verlassen, was wir beim Rückflug aber nicht mehr machen werden. Auf der Austrian-Hotline hört man: „Babynahrung ist in limitierter Auflage vorhanden“. Da ja alles limitiert ist haben wir uns nichts Besonderes dabei gedacht und nichts mitgenommen. Wir haben an Board dann auch Essen für Nila bekommen, es war aber keine besonders sättigende Auswahl zwischen Birnen- oder Karottenbrei. Das Personal hat uns dann auch erklärt, dass es sich nur um eine Notration handelt und es auch möglich sein kann, dass sie nichts haben. Babynahrung ist von den Sicherheitsvorschriften ausgenommen, kann also ohne weiteres mitgenommen werden. Das werden wir für den Rückflug bedenken.

Ein durchschnittlicher Tag unterwegs

Wir alle schliefen gemeinsam in unserem Escape Campervan, dessen hinterer Teil sich zu einem großen Bett umbauen lässt (mehr zum Van in Teil 1: Die Vorbereitungen). Unser täglicher Wecker war natürlich Nila, doch sie war nicht so früh wach, wie wir erwarteten. Wahrscheinlich weil sie neben uns lag und weil wir alle durch die vielen Eindrücke erschöpfter waren als sonst, schlief sie länger als daheim. Die ersten zwei Wochen starte unser Tag deshalb meistens erst kurz vor neun Uhr. Gegen Ende der Camperzeit wurde es mit bis zu 7:40 Uhr immer früher.

Der Morgen: Nach dem Aufstehen teilen Birgit und ich uns die anstehenden Aufgaben. Meistens habe ich Nila gewickelt und angezogen und Birgit mit dem Gaskocher Wasser für Tee und Nilas Frühstücksbrei gekocht. Fast immer haben wir im Freien am Campingplatz auf einem der zahlreichen Picknicktische gefrühstückt. Nila saß im Kinderwagen oder krabbelte am Boden, nachdem sie (natürlich zuerst) gefüttert wurde. Abschließend packten wir alles wieder ein und bauten den Camper zum Weiterfahren um.

Der Tag: Selten fuhren wir vor 10:30 Uhr los. Wir versuchten immer in der Nähe eines Fixpunktes für den nächsten Tag zu sein und Vormittags nur ein kleines Stück zu fahren. Die Gelegenheit nützte Nila häufig für ein Schläfchen. Anschließend unternahmen wir etwas wie zum Beispiel einen Spaziergang, eine Wanderung oder besichtigten eine Stadt. Am frühen Nachmittag machten wir häufig Halt in einem Café und fütterten Nila. Nachmittags versuchten wir das größere Stück zu fahren, da Nila hier meistens um die zwei Stunden schläft.

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Wanderung mit Beko in der 1000 Islands Region

Der Abend: Am späten Nachmittag suchten wir uns einen Campingplatz, vielleicht gingen wir vorher noch einkaufen, und schlugen unser Lager auf. Dort kochten wir dann und aßen meistens gegen sieben Uhr. Nila legten wir wie daheim um 19:30 Uhr ins Bett. Je nach Wetterlage saßen wir dann noch draußen vor dem Camper und gingen meistens nachdem das Licht weg war gegen 21:30 Uhr selbst schlafen.

Essen

Ein großes Thema wenn man mit Kind unterwegs ist, ist natürlich das Essen. Es war gar nicht so einfach gute Babynahrung in den USA und Kanada zu finden. Hipp gibt es dort nicht, die in den USA gängige Marke ist Gerber (gehört zum Nestlé Konzern und hat ein irres Logo), in Kanada ist es Heinz Baby. In vielen derer Produkten findet sich unnötige viel Zucker und wir verbrachten sehr viel Zeit mit dem Lesen der Etiketten. Die Auswahl an Gläschen war dabei auch nicht besonders groß.

Zum Glück entdeckten Beech-Nut, eine Marke, die wirklich gute Produkte hat. Alles bio, natürlich und unbehandelt (plus ein schönes Logo). So bekamen wir schlichtes Obst- oder Gemüsepüree, Reis- oder Weizenflocken als Basis für Brei. Aber auch hier gab es einen Nachteil: die Portionen waren sehr klein für die Altersangaben (etwa halb so groß wie bei anderen) und es gab keine wirklichen Mahlzeiten (nur Gemüsepüree ohne Kohlenhydrate oder Eiweise). Außerdem gab es Beech-Nut ausschließlich in den USA und dort auch nicht überall.

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Beech-Nut Baby Nahrung. Foto: sincerelymindy.com

Zum Frühstück und Abendessen gab es meistens eine zerdrückte Banane oder anderes Obst mit Reis- oder Weizenbrei gemischt. Zwischendurch gaben wir ihr häufig Reiswaffeln, da sie die schon selbst essen konnte und es somit auch eine großartige Beschäftigung war.

Das Mittagessen wollten wir neben den Gläschen wie daheim für Nila kochen. Über die ganze Reise verteilt haben wir es auch geschafften mehr als die Hälfte der Mahlzeiten selbst zuzubereiten. Das waren im Prinzip die Dinge, die wir für uns gekocht haben. Sie isst das selbe Essen mit, jedoch weniger gesalzen, weicher und zerkleinert, da sie noch keine Zähne hat. Auf unserem Menüplan standen dabei häufiger Polenta oder Couscous mit gebratenem Gemüse, Risotto, Pasta oder schlicht Eierspeise.

Wir kochten für uns immer am Abend und hoben für Nila das Essen in keinen Plastikschalen mit Deckel für den nächsten Tag auf. Entweder wir wärmten das Essen für sie zu Mittag selbst am Gaskocher auf oder wir baten jemanden in einem Café es in der Mikrowelle warm zu machen. Dabei lernten wir, dass Starbucks keine Mikrowellen hat, bei Subway oder Tim Hortons funktionierte es meistens immer. Manchmal aber auch nicht, wenn jemand besonders große Angst hatte verklagt zu werden, weil sie fremdes Essen aufwärmen. Dann gab es leider nur Kaltes für Nila, das sie meistens auch aß.

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Sonst begann Nila auch langsam damit unser Essen mitzuessen. Wenn wir also in einem Café waren fütterten wir sie und so gewöhnte sie sich schnell daran auch essen zu wollen, wenn wir aßen. Das war ziemlich praktisch, weil es sie ebenfalls während wir aßen beschäftigte. Sehr bald konnte sie Brot selbst essen und auch sonst ließ sich auf der Speisekarte fast immer etwas für sie finden.

Längere Autofahrten mit Baby

Anfangs dauerte es etwas bis wir uns daran gewöhnten, doch das Autofahren hat im Großen und Ganzen gute funktioniert. Daheim fahren wir sehr selten mit den Auto und wenn dann maximal eine habe Stunde bis Stunde. Um den Übergang zu erleichtern nutzten wir meistens Nilas Schlafzeiten, versuchten nicht über zwei Stunden am Stück und über drei Stunden am Tag zu fahren und waren so recht angenehm unterwegs.

Lieber früher stehen blieben und entspannt sein, als sich krampfhaft an den Plan halten.

Es lief aber auch nicht immer alles reibungslos. Ziemlich am Anfang der Reise bildeten wir uns ein von den Niagarafällen direkt nach Detroit zu fahren – eine Fahrt von etwa fünf Stunden mit über 400 Kilometer. Die ersten drei Stunden gingen gut, da Nila einen Großteil davon schlief, die letzen zwei Stunden waren sehr anstrengend. Wir hatten alle keine Lust mehr, Nila bei Laue zu halten wurde immer schwieriger, irgendwann war es auch nicht mehr möglich, und dennoch setzten wir die Fahrt fort. Ziemlich entnervt und erschöpft kamen wir im Umland in Detroit bei Freunden an und zogen daraus unsere Lehre für die restliche Reise: lieber früher stehen blieben und entspannt sein, als sich krampfhaft an den Plan zu halten.

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Unterwegs am Cape Cod

Durch diese erste unangenehme Situation könnten wir eventuell folgende gut vermeiden. Wir stoppten eher und öfter und hatten auch immer ein Ziel für den Tag. Außerdem wurden wir versierter im Bespaßen von Nila. Der Beifahrer konnte immer nach hinten klettern und sie unterhalten, wenn es nicht mehr anders ging. Reiswaffeln, die sie selbst essen konnte, waren auch immer eine gute Beschäftigung für einige Zeit.

Kalte Nächte

Wir wussten, dass die Temperaturen in Kanada erst gegen Hochsommer wirklich angenehm werden. Deshalb haben wir unsere Reise mit Mitte Mai bis Mitte Juni so spät angesetzt wie es uns möglich war ohne in die Hauptsaison zu geraten. Unter Tags war es meistens warm und sonnig um die 18 bis 26 Grad. Doch an manchen Nächten war es bitterkalt. Ende Mai erreichten wir unseren den Kältetiefpunkt mit vier Grad im Darlington Provincial Park.

In solchen Nächten hieß es früh zu Bett gehen und viel anziehen. Nila hatte dann einen langärmeligen Body, ein T-Shirt, eine Strumpfhose, Socken, Pyjama, einen Babyschlafsack, eine Haube und Socken über den Händen an. Außerdem war sie ein Handtuch und unter unserer doppelten Decke eingewickelt. Birgit und ich hatten ähnlich viel an und so war allen warm. Heiße Nächte erlebten wir auf unserer Reise nie. Wie wir erfuhren waren diese Temperaturen aber eine Ausnahme und solange es nicht regnete konnten wir uns darauf einstellen. Ingesamt aber hatten wir vielleicht fünf sehr kalte Nachte, der Reste der Reise war angenehm.

Abschließende Gedanken

In Summe war es sehr viel einfacher als gedacht mit Baby unterwegs zu sein. Nila passt sich gut an unseren Rhythmus an und wir uns an ihren. Nach etwa zwei Wochen waren wir sehr eingespielt und kaum etwas hat uns überrascht. Selbst gelegentliche Museumsbesuche mit Nila im Tragegurt waren gut möglich und sie konnte mit dem Schnuller meistens beruhigt bzw. vom Plaudern abgehalten werden. Im Nachhinein frage ich mich, was mir überhaupt Sorgen gemacht hat. Natürlich muss jeder sein Kind selbst einschätzen, aber ich denke man kann ihm auch mehr zutrauen, als man sich allgemein vorstellen würde. Es geht nur darum sich selbst auf das eigene kleine Abenteuer einzulassen.

Weitere Blog-Beiträge zu unserer Reise:

Mit Baby verreisen, Teil 1: Die Vorbereitungen
Drei Tage mit Baby gestrandet am JFK – Austrian & Lufthansa kümmert das wenig
Mit Baby verreisen, Teil 3: Das Resümee


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