Als Speaker auf Konferenzen anfangen

Wie man als Speaker auf Konferenzen startet, Teil 1 – Die ersten Schritte

Dieses Jahr habe ich mir einen lang ersehnten Wunsch erfüllt – einen Talk auf einer Konferenz halten. Hier beschreibe ich in vier Schritten, wie ich damit angefangen habe. Es geht um den ersten Entschluss, die Themenwahl, wie man eine Veranstaltung findet, die Vorbereitung und die Nervosität vor dem Tag X.

Ich berichte von meinen persönlichen Erfahrungen als Designer, der einen Fachvortrag auf Tech-Events hält. Vieles davon lässt sich aber verallgemeinern. Ich finde mehr Menschen sollten einen Talk halten – auch du! Vor allem Menschen mit verschiedener Herkunft, unterschiedlichen Alters, Geschlechts, aus anderen beruflichen Bereichen. Es hilft Sichtweisen auszutauschen, macht unsere Welt bunter und den Horizont der Design-, Web- und Tech-Branche weiter. Ich hoffe dieser Artikel kann dich dazu motivieren die ersten Schritte zu tun.

1. Den Entschluss fassen einen Talk zu halten

Vielleicht möchtest du selbst einen Talk halten, weil du über ein dir wichtiges Thema reden möchtest? Oder du willst Kontakte knüpfen und in deiner Community bekannter werden? Möglicherweise hast du aber auch einfach Spaß am Reden? Oder es ist genau das Gegenteil und du möchtest über deinen eigenen Schatten springen? Die Gründe mögen verschieden sein, doch als erstes musst du einmal den Entschluss fassen einen Talk zu halten und diesen auch anbieten.

Hört sich logisch an, war es für mich aber nicht. Auf der Design-Uni habe ich es immer genossen meine Arbeiten oder Projekte vor einer größeren Gruppe zu präsentieren. Mit dem Ende der Uni verschwanden diese Möglichkeiten und erst fiel mir gar nicht auf, dass sie mir fehlten. Nur wenn ich auf Konferenzen war oder Vorträgen besuchte, war ich danach immer unruhig und wünschte mir, ich würde auch da vorne stehen können.

Wenn ich selbst nicht in die Gänge komme, warte ich bestimmt ewig darauf, bis mich jemand bittet irgendwo über irgendetwas zu reden.

Vor einem Jahr im November 2016 war ich dann auf der wundervollen beyond tellerrand Konferenz in Berlin. Wie immer bestückt mit Motivation und Inspiration war mir auf einmal klar, dass ich keinen Vortrag halte liegt daran, dass ich keinen Vortrag anbiete. Wenn ich selbst nicht in die Gänge komme, warte ich bestimmt ewig darauf, bis mich jemand bittet irgendwo über irgendetwas zu reden.

2. Ein Thema finden

Der Entschluss ist also gefasst, doch die große Frage ist: Worüber soll ich denn bitte reden? Im Kopf schwirren Gedanken wie: Was soll ich schon zu sagen haben? Andere haben doch schon alles gesagt. Und dann auch noch viel besser als ich es könnte. Was soll ich hier noch beitragen? Auch ich habe mir das gedacht, doch die folgenden Dinge haben mir dabei geholfen ein Thema für meinen Talk zu finden und mich zu trauen:

Wähle ein Thema, das dir wichtig ist, denn das macht es automatisch einfacher darüber zu reden. Wenn es für dich relevant ist, dann redest du anders und dir wird anders zugehört.

Es muss nichts „Neues“ sein. Wahrscheinlich haben schon andere ebenfalls darüber geredet, aber abgesehen vom fachlichen Inhalt geht es genauso um den persönlichen Bezug, den jede und jeder mitbringt. Dieser entsteht automatisch aus den individuellen Interessen und der eigenen Geschichte. Also auch wenn das Thema selbst nicht neu sein mag, schafft das doch eine neue Sichtweise darauf.

Du musst nicht „Experte“ oder „Expertin“ sein. Wenn man sich von diesem Druck löst, wird vieles leichter. Versuche die gemachten Erfahrungen mit einer Sache zu vermitteln. Ganz nach dem Motto: ich habe mich damit beschäftigt, ich weiß einiges aber auch nicht alles und freue mich dazuzulernen. Selbst wenn man Anfänger auf einem Gebiet ist, können die Erkenntnisse der ersten Schritte für andere wertvoll sein, die selbst damit anfangen wollen.

Für mich war das Thema damit schnell klar: Typografie. Seit meiner Studienzeit ist das meine große Liebe! In den letzen Jahren hatte ich mich immer mehr damit beschäftigt, wie man Typografie sauber und schön ins Webdesign bringen kann und damit einige Erfahrungen gesammelt. Ein Vortrag für Einsteiger ins Thema ist für mich leichter und ebenso für potenziell mehr Leute interessant, als ein spezieller Teilaspekt. Ich dachte an so etwas wie „Erste Hilfe Web Typografie“ – die gröbsten Fehler aufzeigen und wie man sie vermeiden kann.

3. Ein Event finden

Du weiß jetzt du möchtest gerne einen Vortrag halten und du hast auch schon ein ungefähres Thema. Jetzt fehlt nur noch eine Veranstaltung.

Fange am besten klein an, denn auch das nimmt den Druck. Es gibt immer wieder Möglichkeiten in kleinem Rahmen einen Vortrag zu halten, man muss nur danach suchen. Zum Beispiel könntest du dein Debüt auf einem passenden meetup in deiner Nähe halten, einem Barcamp oder einem PechaKucha-Abend. Das sind alles eher lockere Rahmen, die es einem ermöglichen auszuprobieren. Davon abgesehen sind kleine Events auch sehr wertvolle Ort, wo man persönlicher und direkter mit Menschen aus der eigenen Community oder in der Nähe in Kontakt kommen kann. Dadurch können sie oft einen höheren Mehrwert haben, als eine große internationale Konferenz.

In meinem Fall habe ich das webclerks meetup in Wien gefunden und den Veranstalter kontaktiert, ob mein Thema Web Typografie zum Event passen würde. Das war einfacher als gedacht und schon hatte ich Ende Februar 2017 meinen ersten Termin dafür.

4. Vorbereitung und Lampenfieber

Jetzt stehen ein Thema und ein Datum. Doch von der Idee bis zum Talk selbst ist es noch weiter Weg. Folgende Schritte haben es mir leichter gemacht:

Recherchiere, welches Publikum es ungefähr sein wird. Der Vortrag selbst kann noch so gut sein, er wird nicht so optimal ankommen, wie er es könnte, wenn er nicht zu Veranstaltung und Leute passt. Welches Vorwissen könnte das Publikum haben? Welche Erwartungshaltung hat es und welche Fragen oder Probleme interessieren die Besucher? Gibt es andere Vorträge davor oder danach? All diese Bedürfnisse und Rahmenbedingungen solltest du in deinem Vortrag bedenken.

Nun geht es darum die Inhalte zu erarbeiten und das möglichst anschaulich am besten gleich direkt als Power-Point- (niemals!) oder Keynote-Präsentation:

  • Kündige den Ablauf des Talks an und beziehe dich immer wieder darauf. Das hilft dem Publikum den Überblick zu bewahren.
  • Verwende möglichst wenig Text auf den Folien und zeige lieber mehr Folien mit wenig Text als wenige mit viel.
  • Fasse die wichtigsten Dinge am Ende von Abschnitten zusammen und wiederhole diese am Ende der Präsentation nochmal.

Weitere Anregungen zur Gestaltung der Slides gibt dieser unterhaltsame TED-Talk: How to avoid death by PowerPoint.

Und dann heißt es üben, üben, üben. Und das bedeutet nicht die Folien vor sich selbst durchzuklicken. Du solltest deine Präsentation wirklich durchspielen, bis du alle Abläufe verinnerlicht hast. Generalproben sind idealerweise vor einem Testpublikum, dass dann auch unmittelbar Feedback geben kann. Wenn das für dich nicht möglich sein sollte, dann filme dich einfach mit dem Handy und analysiere dich selbst danach. Dabei immer auf die Zeit achten. Beim Proben zeigt sich, wie lange dein Talk nun wirklich dauert (abzüglich 10 % Nevositäts-Schnell-Sprechen). Oft gibt es fixe Zeitslots und ich halte es für wichtig diese auch einzuhalten, denn niemand mag überzogene Präsentationen. Wenn es zu lange dauert, lieber Teile streichen und dafür den Rest in Ruhe vortragen, als durch den ganzen Vortrag zu hetzen.

In meinem Fall hatte ich alles akribisch in Keynote vorbereitet. Das dauerte länger, als ich dachte, ich hatte unterschätzt welcher Aufwand es ist einen Vortrag vorzubereiten und meinen Perfektionismus im Zaum zu halten. Beim Durchsprechen ist mir aufgefallen, dass ich zu lange rede (35 statt 25 Minuten), weshalb ich dann noch zwei Punkte raus genommen habe. Geprobt hatte ich vor Freuden, die mir auch noch letztes Feedback gaben und mein Lampenfieber stieg. Die Tage vor dem meetup konnte ich schlecht schlafen und ging immer wieder alles nochmal im Kopf durch. Auch wenn ich es mir gewünscht hatte einen Vortrag zu halten, war ich wirklich nervös. Aber da musste ich nun durch.


So viel zu den ersten Schritte, um als Speaker zu starten. Im zweiten Teil geht es um den Vortrag selbst, wie man größere Events findet und sich dort bewirbt, wie ich mit der Hürde umgegangen bin den Vortrag auf Englisch zu halten und mein Fazit: Teil 2.

Vielleicht habt ihr das ganze selbst schon erlebt und wollt eure Erfahrungen teilen oder ihr steht noch davor? Wie immer freue ich mich über Anregungen oder Fragen in den Kommentaren.


Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Deutsch