Die Schattenseiten des neuen MacBook Pro Retina 2013

Nach über sechs Jahren brauche ich einen neuen Laptop und werde wieder Apple wählen. Doch die Hintergründe des neuen MacBook Pro Retina 2013 lassen mich diese Entscheidung nicht aus Überzeugung sondern eher als Kompromiss treffen. Denn das MacBook Pro Retina kann weder im Nachhinein upgegradet noch selbst repariert werden. Hier schreibe ich warum ich diese Entwicklungen für bedenklich halte aber diesmal trotzdem noch mitspiele.

Mein altes MacBook Pro und ich

Im Sommer 2007 bin ich zu Apple gewechselt (als Designer wurde ich quasi zwangsbekehrt). Damals schloss ich gerade mein zweites Jahr an der Uni ab und kaufte mir mit meinem hart erarbeiten Geld ein funkelndes MacBook Pro. Der Abschied von meinem Windows Standcomputer fiel leicht und mein neuer Mac erwies gute Dienste. Zweimal musste er zwar in den Service, doch dies war durch die Garantie gedeckt.

MacBook Pro Mid 2007

Als die Leistung etwas nachließ rüstete ich mit 4 GB RAM und einer 750 GB Festplatte auf, den Akku tauschte ich zweimal. Nach vier Jahren dann waren aber diese Maßnahmen auch nicht mehr ausreichend für ein flüssiges Arbeiten und ich brauchte einfach ein schnelleres Gerät. Mittlerweile hatte ich ein Büro in Wien und kaufte mir einen iMac, da ich das Schleppen satt hatte, dieser für die selbe Leistung wesentlich günstiger war und der 27″-Monitor überzeugte. Das gute MacBook Pro wurde somit zum Heimcomputer für Musik und Unterhaltung, selten zum elendslangsamen Arbeiten.

Nun unterrichte ich seit September Webdesign an der Graphischen und brauche wieder mein altes MacBook Pro. Die fast sechseinhalb Jahre merkt man ihm an: schwache Akkulaufzeit, längere Phasen der Semmel des Todes und überraschende Systemabstürze häufen sich. Es muss also ein Neues her: ein MacBook Pro Retina.

Keine Aufrüsten mehr im Nachhinein

Mein altes MacBook Pro konnte ich selbst upgraden. Der Akku war von außen wechselbar und der RAM-Tausch ist von Apple offiziell beschrieben und einfach möglich gewesen. Der Festplattentausch war dank Anleitungen auf iFixit und Youtube ebenfalls kein Hindernis. So konnte ich mein Gerät länger verwenden.

Ich werde mein MacBook Pro Retina nicht mehr aufrüsten können. Die RAM sind verlötet, der Flash-Speicher ist ein eigenes Format und Fabrikat zu dem es momentan am Markt noch gar keine Alternativen gibt und vielleicht auch nur wenige geben wird. Vor allem das ist hart, denn hier kostet 1 TB bei meiner Konfiguration eines 15″ Modells € 500 extra. Ich muss mein MacBook Pro Retina aber gleich jetzt so ausstatten, wie es für die nächsten Jahre sein soll und 500 GB Speicher sind da ziemlich wenig. In dem Fall bleibt mir keine Wahl.

Teure Reparaturen, selber reparieren fast unmöglich

Nun kann man sagen wozu sollte ich das Ding überhaupt reparieren müssen? Einfach um € 350 mit Apple Care die Garantie auf drei Jahre verlängern und schon ist das Problem gelöst. Doch was ist, wenn man das nicht möchte oder die drei Jahre um sind? Dann muss ich das Gerät vielleicht wegschmeißen wegen einer kleinen Abnutzungserscheinung. Wenn z.B. eine Taste kaputt ist muss die Tastatur samt oberer Hülle, dem Trackpad und dem verklebten Akku als ein Bauteil ausgetauscht werden. Wenn die Kopfhörerbuchse nach häufigem Gebrauch defekt ist muss gleich das ganze Logicboard samt RAM ausgetauscht werden, da alles miteinander verlötet ist. Solche Reparaturen sind teuer.

Gibt der Akku seinen Geist auf ist der eigene Austausch extrem schwierig, da er mit der Hülle fest verklebte ist. Beim mühseligen Herauslösen kann außerdem das Kabel des Trackpads leicht beschädigt werden. Aus all diesen Gründen hat iFixit dem neuen MacBook Pro Retina mit 1/10 das schlechteste Repairability-Rating ausgestellt. Eine kaum nachhaltige Konstruktion, die auch für Apple selbst beim Reparieren im Garantiefall kostspielig sein muss. Aber das ist anscheinend der Preis für immer leichtere, dünnere und früher zu ersetzende Notenbooks.

Wenig nachhaltige Planung und Greenwashing

Jetzt kann man auch sagen: „Natürlich wird das Ding so gebaut, dass es immer schneller langsam und kaputt wird (siehe iPhone und iPad). Weg mit dem Alten und ein Neues kaufen.“ Selbst wenn ich mich darauf einlasse, Recycling wird verdammt schwierig bei einem so komplexen Gerät, vor allem wenn der Akku verklebt ist und man ihn somit nicht mehr sicher von der Hülle trennen kann. Dadurch werden wir in ein paar Jahren noch mehr Äpfel am Sondermüll haben. Dass das MacBook Pro Retina trotz all dem Gold beim EPEAT, dem beliebtesten Umwelt-Rating für grüne Elektronik, bekommen hat ist eine Farce und plumpes Greenwashing, wie hier bei Wired gut nachzulesen ist.

Warum ich trotzdem mitspiele

Am meisten ärgert es mich, dass ich all das weiß aber immer noch nicht das Apple-Universum verlassen möchte. Ich bin verwöhnt vom Komfort und der Einfachheit des Betriebsystems, der gut abgestimmten Software wie iTunes, iLife und iWork, der Ästhetik der Geräte und dem tollen Zusammenspiel mit meinem iPhone und iPad. Wegen all dem schätze ich Apple und möchte noch nicht zurück zu Windows.

Es werden Alternativen kommen mit technischen sowie sozial nachhaltigen Hintergründen, ebenfalls ästhetisch ansprechend. Und dann bin ich dort.

Ich bin aber keineswegs ein blinder Fanboy, der Apple kauft weil es ja so cool ist. Ich merke, dass die Unterschiede zwischen den Betriebsystemen geringer werden und es mehr auf die Software ankommt mit der ich täglich arbeite. Und dank Adobe Creative Cloud ist die gekaufte Lizenz nicht mehr an Windows oder Mac OS gebunden. Apple treibt es mit dem Bevormunden und der offensichtlich geplanten Obsoleszenz langsam zu weit. Ich bin wachsam und es fehlt nicht mehr viel wieder die Seiten zu wechseln. Und ich bin nicht der Einzige. Es werden Alternativen kommen mit technischen sowie sozial nachhaltigen Hintergründen, ebenfalls ästhetisch ansprechend. Und dann bin ich dort.

Ich entscheide mich bewusst nochmal mitzumachen, ich freue mich auch darauf ein neues Gerät zu bekommen. Es wird wieder schön verpackt sein, sich toll anfühlen, meine Alltag erleichtern und sehr gut funktionieren. Doch so unbefangen wie bei meinem ersten Apple werde ich nicht mehr sein, der bittere Beigeschmack wird bleiben.


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