Sorgen über das Vatersein, die unbegründet waren

Drei Sorgen über das Vatersein, die sich als falsch herausgestellt haben

In ein paar Wochen wird Nila zwei Jahre alt und in etwas mehr als zwei Monaten erwarten wir unsere zweite Tochter. Ein guter Anlass einen Blick auf drei Sorgen über das Vatersein zu werfen, die sich als falsch herausgestellt haben. Vom Klassiker „Ich bin nicht dazu bereit Vater zu sein“ über die Angst inkonsequent zu sein und von Anfang alles richtig machen zu müssen.

1. „Ich bin nicht dazu bereit Vater zu sein“

Wahrscheinlich der Klassiker unter den Eltern-Sorgen. Wenn ein Kind auf die Welt kommt, dann ist man von einem auf den nächsten Moment Vater – von Null auf Hundert in einem Augenblick. Was werde ich in dieser Situation machen, was in jener? Ich bin nicht bereit dazu Vater zu werden. Diese Gedanke haben mich damals ziemlich gestresst. Ich dachte ich muss jetzt schon auf alle Herausforderungen der Zukunft eine Antwort haben.

Als Nila dann auf der Welt war, waren all die Überlegungen und Gedanken, die ich vorher angestellt hatte weit weg, denn Zeit zum Nachdenken blieb mir damals nicht. Ich war mit all den Neuerungen beschäftigt und damit, die Zeichen dieses kleinen Menschen zu deuten. Ich lernet unglaublich viel und schnell und nach etwas Zeit spielte es sich ein, denn wir lernten einander kennen und eine gewisse Routine kehrte ein.

Wenn ich von diesem ersten Moment absehe, wo viele Herausforderungen auf einmal auf mich zukamen, ging es dann ruhiger weiter. Langsam wuchs Nila zu einem Kleinkind heran und langsam wuchs und (wachse ich immer noch) in die Rolle als Vaters hinein. Langsam verändern sich die Aufgaben und Themen, langsam lerne ich damit umzugehen.

Ich weiß, dass ich jetzt noch keine Antworten auf die Fragen von morgen brauche.

Was mich vor der Geburt von Nila noch besorgt hat (nämlich nicht auf alle Situationen eine Antwort zu wissen) beunruhigt mich jetzt nicht mehr. Ich sehe selbstsicherer und entspannt in die kommenden Jahre als Vater, denn ich weiß, dass ich jetzt noch keine Antworten auf die Fragen von morgen brauche. Diese werde ich haben, wenn die Zeit für sie gekommen ist.

Meine heutige Antwort auf meine Sorge von damals: Mit dem Kind wachsen die Herausforderungen und meine Fähigkeiten sie zu meistern.

2. „Ich werde es nicht schaffen konsequent zu sein.“

Eine weitere Sache, die mich sehr beschäftigt ist das Thema Konsequenz. Ich habe große Sorge zu inkonsequent sein zu können, also Dinge zu sagen, die ich dann nicht einfordere bzw. nach denen ich mich selbst nicht verhalte. Deshalb achte ich besonders darauf und deshalb wäre diese Sorge auch irgendwie schon unbegründet.

Doch immer wieder ist mir aufgefallen, dass Konsequenz nicht alles ist. Es ist oft wichtiger oder wertvoller, wenn ich mit in die Situation einfühle und entsprechend verhalte. Damit meine ich nicht, dass es keine Regeln gibt. Ich meine, dass ich abwägen darf, ob es jetzt wichtiger ist diese Sache durchzukämpfen oder, ob es in dem Moment gerade um etwas anderes geht.

Einen guten Rat habe ich von meinem Freund zum Thema Ausnahmen bekommen, denn nicht immer hat man die Kraft Dinge durchzukämpfen. Das kann man zugeben und sagen: „Ich habe jetzt keine Kraft das mit dir durch zu kämpfen. Ich halte dein Verhalten für falsch, ich möchte das nicht, aber ich bin jetzt nicht in der Lage mich dagegen zu wehren.“ Das Tolle daran ist – so wird die Regel nicht aufgehoben. Natürlich sollte das selten passieren und ich setzte diesen Joker nur sehr bewusst ein. Aber gibt es einmal eine solche Situation entsteht dadurch Spielraum, wenn ich auch einmal selbst an meine Grenze gekommen bin. Eine Randnotiz dazu: Natürlich versteht Nila diese Worte in ihrem Alter noch nicht. Ich denke aber, dass sie über meine Art sie zu sagen meine Intention trotzdem rüberkommt und sie merkt, was es mir bedeutet.

Meine heutige Antwort auf meine Sorge von damals: Empathie ist wichtiger als Konsequenz.

3. „Wenn ich es nicht von Anfang an richtig mache habe ich es für immer ruiniert.“

In meinem Kopf schwirrt immer dieser Gedanke: „Wenn ich es einmal in meine Verhalten als Vater etwas falsch mache, dann habe ich es für immer ruiniert und werden nie mehr davon loskommen.“ Das ist ein sehr lähmender Gedanke, der mich unglaublich unter Druck setzt. Denn damit nehme ich mir die Möglichkeit mit Nila gemeinsam zu lernen.

Nila selbst tastet mit ihrem Verhalten die Reaktionen ihres Umfelds ab. Wenn diese negativ sind wird sie ihr Verhalten anpassen. Wieso sollte dieser Spielraum nicht auf für mich als Vater gelten? Ich darf (und muss) Dinge genauso lernen und ausprobieren dürfen. Wie sie lernt, wie sie sich in einem sozialen Umfeld verhält, lerne ich das selbe als Vater. Fehler machen und daraus lernen.

Dieser Grundsatz macht mich viel entspannter, auch wenn ich tendenziell immer wieder in mein ursprüngliches Verhaltensmuster falle mit dem Wunsch alles auf Anhieb „richtig“ zu machen. Notiz an mich selbst: das ist einfach Blödsinn.

Davon abgesehen ist der Spielraum viel größer, als ich dachte. Ich kann mein Verhalten ändern und dadurch sehen, wie es andere Reaktionen erzeugt. Und wenn ich mich vorher anders verhalten habe, dann macht das nichts. Nila macht das auch ständig. Sie verändert ihr Verhalten, ich nehme es zu Kenntnis und passe meines an, wenn ich etwas damit nicht in Ordnung finde.

Meine heutige Antwort auf meine Sorge von damals: Es geht nicht darum etwas von Anfang an richtig zu machen, es geht darum gemeinsam zu lernen und sich weiter zu entwickeln.

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Das sind und waren als meine drei größten Sorgen über das Vatersein, die sich als falsch herausgestellt haben. Aber vielleicht auch, weil ich sie mir bewusst gemacht hab. Ich wäre gespannt welche Sorgen ihr euch gemacht habt (unbegründeten oder begründeten) und wie ihr heute damit umgeht. Hinterlasst sie doch in den Kommentaren!


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